Kunst aus dem Transportbehälter befreien!
Die Anlieferungshalle als Ausstellungsraum
Die Logistik einer Kunstspedition ist ein wesentlicher Teil des modernen Kunstbetriebs. Sie ermöglicht die Multipräsenz an verschiedenen Orten.
Die mit dem Bestimmungsort beschrifteten Etiketten auf den Transportkisten sind ein wichtiger Hinweis für die Bedeutung ihres Inhalts. Der Ausstellungsbetrieb ist die heutige Existenzform von Kunst. Was nicht ausgestellt ist, wird nicht wahrgenommen.
Um die Idee des vollkommen zeitgenössischen Kunstwerks zu transportieren, ist für eine neue Generation von Künstlern das alte tonnenschwere Transportmittel Lkw zu einem verzichtbaren Vehikel geworden. Es ist ein Höhepunkt unserer Kultur, sich von allem weg zu bewegen, was eine physische Existenz ausmacht.
Dazu ist das Zitat zu einem häufig praktizierten Kunstgriff geworden, um die Vergangenheit in eine vollkommene Gegenwärtigkeit zu transformieren. Die glatte und perfekte Sinnestäuschung des Displays kann die Materialität des Originals nicht mehr berücksichtigen.
Was bleibt ist der Hinweis auf die Geschichte unserer materiellen Kultur. Es ist ein interessantes Phänomen in diesem Zusammenhang, daß Transportkisten und Paletten immer wieder in Ausstellungen zu sehen sind (zum Ausstellungsobjekt werden). Reste von realen Gegenständen, die noch mit Spuren ihrer eigenen Herstellung und ihres Gebrauchs übersät sind. (Robert Morris: „The Box with the Sound of Its Own Making”)
Es ist mir ein Anliegen, in der Halle Otrans Künstler zu präsentieren, die sich nicht als lebendige Zitate im Informationsstrom des zeitgenössischen öffentlichen Diskurses verstehen.
Kein Künstlerleben ist vollkommen gegenwärtig. Überzeugende Kunst hat eine besondere Vergangenheit in ihrem Zentrum (Mark Dion). Die eigene Vergangenheit und eine sichtbare Entwicklungsgeschichte ihrer Kunst.
Herbert Oppeneiger