BÜRO WELTAUSSTELLUNG
KUNSTRAUM AM SCHAUPLATZ
ELKE SILVIA KRYSTUFEK
HARMONIE 20, Neuauflage
Das zentrale Kunstwerk von „HARMONIE 20“ ist eine Menorah-Skulptur, bereits 2004 von Stefan Bidner für die Ausstellung „The constant lover-Faster Than the Speed of Light“ im Kunstraum Innsbruck , den er 2004–2010 leitete, produziert, bevor er, nach einem kurzen Gastauftritt als 21erHauskurator, die wilde Wiener Art Foundation gründete und in hunderten Kleinausstellungen die junge und auch nicht mehr ganz so junge Offspaceszene aufwirbelte, um daraus 2013 im neuen „BÜRO WELTAUSSTELLUNGSRAUM“ zu kondensieren. Die also 2004 bereits für die Ewigkeit aus gutem Innsbrucker Holz geschnitzte Menorahskulptur thront, aufgrund großzügiger Unterstützung durch den ehemaligen MAK Stardirektor Peter Noever, auf einem Sideboard mit dem aufgemalten Schatten einer Osterinselstatue. So segelt die Menorah nicht nur im für das MAK 2006 produzierten Film „Dr. Love on Easterisland“ durch polynesische Gefilde, sondern ab 3. 5. 2013 auch durch die Untiefen des 2. Wiener Gemeindebezirkes, nicht unweit des Riesenrads, umgeben von zahlreichen Landschaften und einer wetterresistenten Gehirnskultpur, die 2005 in Gent von 2 Museumsmitarbeitern in Zelten außerhalb des Museums zusammengepappt wurde. Die diversen Landschaften von mir, Elke Silvia Krystufek (ein KünstlerInnenname den ich mir pünktlich seit HARMONIE 2 in London zugelegt habe) werden also den 2. Bezirk mit arabischem Glamour erhellen, mit Strand und Sand und allerlei weltumsegelnden Ideen und GastkünstlerInnen aus dem Video-und Filmbereich.
Zu erwähnen bleibt auch noch, dass ich sämtliche Einzelausstellungen beginnend mit „حَبَّHeb“ selbst kuratiert habe, manchmal zum Leidweisen, die andere Male zur Arbeitsersparnis der AusstellungsortsleiterInnen. Die Themen waren immer werkspezifische: „Verschleierung“, „Migration“, „Paare“, „Los Angeles“, „Architektur“, „Männer“ und „Landschaft“. Mir, aus der Mode kommend bzw. immer in Mode, war wichtig, dass es eine elegante Mischung von aktuellen, globalen Themen ist, nicht sehr spezifisch oder reißerisch, sondern basic wie Turnschuhe, die unter einer Abaya hervorlugen.
Sonst fällt mir noch zur symptomatischen Abrundung der Ausstellungsgeschichte ein Zitat aus dem amerikanischen Hoteltheaterstück „SAME TIME NEXT YEAR“ ein, das ich 2003 und 1997 verfilmt habe: we have come a long way baby.
Der erste Ausstellungstitel von mir, der auf Arabisch übersetzt wurde war „The constant lover-Faster Than The Speed of Light“ im Kunstraum Innsbruck 2004, courtesy an die halbarabische Herkunft Stefan Bidner´s und aufgrund der Ausstellung Emily Jacirs, die während meiner Raumbesichtigung zur Ausstellungsvorbereitung stattgefunden hatte. Das Arabische hatte sich so von 2004 an fest in meine Arbeit eingeschlichen wie eine Infektion oder ein Spion, der das Werk erforschen wollte.
Den Betrachtern von HARMONIE 20 werden sich also endlich mit fast dreivierteljähriger Verzögerung die wundervollen Landschaftsbilder aus Dubai und Saint Malo und der Donauinsel wie ein Koran offenbaren, Zaha Hadid wird aus einer Collage heraus reserviert lächeln und Olafur Eliasson aus einer Heizkanone eines afrikanischen Slums in den Himmel geschossen werden. Die Skulpturen werden wie ein Mysterium die BetrachterInnen an sich selbst erinnern: (kenn ich ja schon…). Die Auswahl der Werke der Berliner HARMONIE20 wird leicht räumlich an die Praterstraße angepasst werden, denn Wien ist nicht Berlin ist nicht Dubai ist nicht OmanOmannohmannohmannohhhhhhhhhhhhhhhhhhhh
Die Kunst wird ab dem 3. 5. 2013 in der Praterstraße also so vollkommen sein, wie sie nur sein kann, und das einlösen, was nur Kunst einlösen kann.
Nachsatz bzw. Zusatz: Warum Landschaften im Büro? Weil gerade in den Büros, von denen bekanntermaßen aus die Welt regiert wird, der nötige Weitblick gebraucht wird. Das Büro heißt Weltausstellung, da wir, obwohl das Universum sich ausdehnt, uns so sehr vermehrt haben, dass wir wieder näher zusammenrücken müssen, d.h. von dem Büro aus wird die ganze Welt umarmt, weil sie eben so nahe gerückt ist, dass das die einzige Abwehrstrategie ist, denn in der Umarmung sieht man die Welt nicht mehr, ist aber dankbar für den Weitblick in die dargestellten Landschaften. So wie Posters eigentlich. Das nachgebaute Thor Heyerthalfloß bringt dem Büromenschen die Möglichkeit, sich vom Jean Royèrè Coffeetable aus, der praktischerweise als Büroschreibtisch genutzt wird, in die Position des Abenteurers zu versetzen und imaginäre Reisen im Büroraum oder reale auf der Donau zu unternehmen, wobei dieses in der Kunsthalle Kiel 2005 produzierte Floß vermutlich wegen der Fichtenstämme sofort sinken würde, hat mir damals das Aufbauteam in Kiel gesagt. Daher könnte das Floß bei Kälte im Büro natürlich auch der Einfachheit halber eingeheizt werden, die Frage ist nur, ob das dann die Versicherung zahlen würde. Der Osterinseltisch ist einfach schick und passt deswegen so perfekt in ein Büro, weil er auf Buchstaben steht, aber auch weil jede Insel eine Chance für ein Abenteuer ist und nichts wünscht mann sich im Büro mehr als ein Abenteuer, um dem berühmt berüchtigten und gefürchteten Büroalltag zu entkommen. Bunte Fotos erhellen auch die Stimmung und regen zum Nachdenken und Reflektieren an, weil komplexe Kunst erst so richtig langsam einsickert. Nostalgisch schauen wir uns gerne das ehemalige WTC in New York aus der Ferne an, weil es für unsere vergangenen Träume und den Triumph des Widerstands steht. Gelassen rauchen die Überlebenden mit Mark Dion eine Corsozigarette. Mark Dion gehört als Profiarchivar einfach in ein Büro und war immer brav international tätig, deswegen ist er gerade zu prädistiniert für dieses Büro Weltausstellung. Insofern als ich alle HARMONIEausstellungen aus meinem Archiv kuratiert habe, ist die Mark Dionsche Archivreferenz wie auf den Punkt getroffen. Stefan Bidner hat zudem die neuaufgelegte HARMONIE 20 cool in seinem Style geshaped, deswegen sind die Exponate perfekt geplaced, der Coffeetable wurde von der Insel separiert, damit das Publikum ungeniert darauf seinen Coffee trinken kann ohne den Lack vom Inseltisch zu beschädigen und einvernehmlich haben wir das Gehirn aus Polyethurangaze weggelassen, weil das Büro zu klein und das Gehirn zu schwer ist. Wichtig sind ohnehin in erster Linie die gemalten Bilder. Sie gehen auf meine Jugend zurück, denn das erste Image, das ich als 16jährige Künstlerin bewältigen wollte, war die Landschaft anders zu fotografieren als die Touristen in Dubai. Ich wollte mich unbedingt unterscheiden, ein Beat Streuli der gemeinen Meeresfotografie werden, den ich natürlich in diesem Alter noch nicht kannte, aber der Wille zum Anderen war gegeben. 13 Jahre später überkam mich eine erneute Landschaftsgier, ich wollte noch mehr Wasserlandschaften in St. Malo fotografieren und um das ganze Wasser in den Griff zu bekommen, malte ich es. Weil ich als erwachsener Mensch fast immer in Städten gelebt habe, erschien mir die Meereslandschaft als das absolut Begehrenswerteste. In meiner Sehnsucht machte ich mich in Wien sogar an die Donauinsel heran. Im Büro für Weltausstellungserklärung fügt sich das alles so logisch zusammen, das ich als Künstlerin eigentlich schon gar nichts mehr zusätzlich aufklären muss. Die Personenbilder mit der Wolke erklären sich von selbst.
Text: Elke Silvia Krystufek
Elke Silvia Krystufek, Installationsansicht Büro Weltausstellung
Elke Silvia Krystufek, Installationsansicht Büro Weltausstellung
Elke Silvia Krystufek, “Hope”, 2004, 200 x 700 cm, Acryl auf Leinwand
Elke Silvia Krystufek, ”Language”, 2004, 200 x 400 cm, Acryl auf Leinwand
Elke Silvia Krystufek, Installationsansicht Kunstraum am Schauplatz
Elke Silvia Krystufek, Installationsansicht Kunstraum am Schauplatz